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Pfingstmontag

Ökumenischer Gottesdienst auf dem Schiffenberg

Pater Arsenios (li.) von der Griech.-Orthodoxen Gemeinde segnet Brote

Rund 500 Christen aus Gießen und der Umgebung feierten am Pfingstmontag, 9. Juni, wieder einen ökumenischen Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Schiffenberg.

Von Barbara Czernek
Unter dem Leitmotiv »Im Geist verbunden« hatten die evangelischen und die katholischen Kirchengemeinden sowie die griechisch-orthodoxe, die syrisch-orthodoxe und die ukrainische Gemeinde zum traditionellen Gottesdienst auf dem Schiffenberg eingeladen. An dem nahmen rund 500 Gläubige teil.

Mittelpunkt des Gottesdienstes bildete das Lied »Gib Frieden« von Sebastian Piel, dem Mottolied des Jugendchorfestivals 2023, dass der Bonifatiuschor zur Einstimmung auf die darauf folgende Predigt vortrug. Es beschrieb die Einsamkeit und Sorgen jedes einzelnen und stellte die Frage: »Wer zeigt uns den Weg von uns zu euch?«. Die katholische Theologin Dr. Elisabeth Eicher, Direktorin des Bildungswerks im katholischen Bistum Mainz, baute auf dieser Frage ihre Predigt auf. Das Lied beschreibe, was wir zur Zeit erlebten: Viele Befindlichkeiten und Rückzug ins Private, weil man die Welt nicht mehr verstehe. Man hoffe auf einfache Lösungen. Auch die Apostel seien damals nicht davor gefeit gewesen. Doch Jesus habe dazu geschwiegen, habe Israel nicht groß gemacht, wie es sich so mancher gewünscht habe. Das Lied zeige den Weg: »Jesus ist der Weg von mir zu dir. Jesus ist der Weg von uns zum Wir.« Jesus konnte alle lieben, das bedeute, so die Theologin, dass das Prinzip Liebe auch dann gelte, wenn es verhärtete Fronten gäbe. Das sei auch für die Apostel schwer zu verstehen gewesen. An Pfingsten habe sich der Geist über allem ergossen. Mit diesem Kraftpaket von Gott habe der Mensch die Fähigkeit erhalten, zu verstehen und Gräben zu überwinden. »Der Heilige Geist ist der Motor, um diese Liebe in Kraft umzusetzen, eine Kraft, die beflügelt, auch wenn man sich gegen den Strom anderer Meinungen stellen muss. Habt Mut. Es lohnt sich!«, ermunterte sie die Zuhörer.

In diesem Jahr lag das Pfingstfest für die Ost- und Westkirche auf dem gleichen Datum, so dass sich die Geistlichen der orthodoxen Gemeinden Gießen ein wenig mehr als die Jahre zuvor miteinbringen konnten. Pater Arsenios von der griechisch-orthodoxen Gemeinde Gießen segnete eine Vielzahl an Broten, auf denen die Worte auf Griechisch zu lesen waren: »Jesus Christus siegt«. Die Agape, auch als Liebesmahl bezeichnet, sei eine liturgisch geprägte Mahlzeit, die im Christentum bis in frühe Zeiten zurückreicht, erläuterte Pater Arsenios. Die Brotlaibe wurden anschließend von allen Geistlichen verteilt

Sammlung für neue Tora-Rolle

Ökumene auch in musikalischer Hinsicht: Die musikalische Gestaltung hatte in diesem Jahr Regionalkantor Michael Gilles übernommen. Feinfühlig leitete er den Chor der Bonifatiusgemeinde während Dekanatskantorin Cordula Scobel den kraftvollen Posaunenchor führte, mit Mitgliedern aus verschiedenen Blechbläsergruppen evangelischer Gemeinden. Der liturgische Chor der griechisch-orthodoxen Gemeinde wiederum war bei der Segnung der Brotlaibe gefordert. Die Kollekte war in diesem Jahr für die Anschaffung einer Tora-Rolle für die Gießener jüdische Gemeinde bestimmt, ein deutliches Zeichen des Brückenbauens. »Schließlich«, so Dekan Witte-Karp, seien die ersten Visionen der Christenheit aus der Thora entsprungen.

 

 


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